Impulse

 

Darf in der Katholischen Kirche kontrovers diskutiert werden ?

Seit dem Frühjahr 2019 gibt es im Bewusstsein der Diözesen Deutschlands eine neue Kraft sich über einige Umstände innerhalb der Katholischen Kirche laut zu beschweren. Durch die Frauen, die in Münster die Initiative Maria 2.0 ins Leben riefen, wird wieder der Ruf nach längst fälligen Reformen laut. Diesmal verstärkt durch die Einsicht, dass innerhalb der Strukturen von Autorität und Hierarchie in unserer Kirche unsägliches Leid verursacht und anschließend vertuscht wurde. Dies kann unmöglich die Kirche sein, die mit der Verkündigung einer Frohen Botschaft und eines Reiches Gottes beauftragt sein soll. Wie gehen wir damit um, dass viele Menschen in der Kirche nicht mehr das „Haus voll Glorie“ sehen? Dass auch die Kirche fehlerhaft sein kann? Dass auch aus ihren Strukturen Missbrauch und Vertuschung desselben hervorgehen kann?

Solche Strukturen dürfen, ja müssen hinterfragt werden, wenn wir den Auftrag Christi noch ernst nehmen. Papst Franziskus mahnt an, dass unsere Kirche eine „streitbare Kirche“ sein muss, in der die Fehler, die in ihr vorkommen (und Fehler kommen überall vor) zugegeben werden können. Der Synodale Weg ist ein Ansatz, über strittige Fragen wie die Weihe und das Amt für Frauen, die Verteilung von Autorität auf mehreren (auch ungeweihten) Schultern, die Freistellung des Zölibats u.v.m. offen zu diskutieren anstatt Tabus aufzubauen. Denn die Heilige Schrift gibt uns diesbezüglich keine Anhaltspunkte, dass diese Strukturen nicht auch verändert werden können.

Wie ist das in unseren Pfarreien und Kirchorten? Sind offene Diskussionen erwünscht? Oder stellen sie eher eine Gefahr für den Erhalt der Kirche dar? Können wir uns ohne Angst mit unterschiedlichen Meinungen begegnen? In vielen Pfarreien unseres Bistums wurden Plakate von Maria 2.0 wieder abgehängt, die Flyer versteckt, engagierte Ehrenamtliche eingeschüchtert und unter Druck gesetzt. In vielen Fällen kommt es einem Verbot, über Reformen nachzudenken, gleich. Das ist traurig! Und es muss nicht so sein!

Es gibt auf dieser Seite die Möglichkeit, offen seine Meinung auszusprechen! Das führt selbstverständlich auch zu gegensätzlichen Meinungen. Doch auch das macht Kirche aus! Das war schon im frühen Christentum so und die Kirche hat es irgendwie überlebt. So möchte ich an dieser Stelle ermutigen, auch weiterhin fair und aufrichtig miteinander zu diskutieren. Machen sie mit, schreiben Sie uns!

Markus Galonska

 

Thema: Öffnung des Weiheamtes auch für Frauen

"Dein Geist weht, wo er will"

"Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen. Erben gemäß der Verheißung."

So steht es im Galaterbrief 3,27-29. Wir alle, die wir nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden und durch unsere Taufe in seine Nachfolge gerufen sind, sind somit durchaus bereit, eine besondere Berufung im Glauben zu hören.

Daher ist es schwer nachzuvollziehen, warum die Katholische Kirche auf 50% der Berufenen verzichtet, die segensreich in der Spendung der Sakramente und der Verkündigung einen wichtigen Dienst leisten könnten: die Frauen!

Theologische Argumente, warum Frauen nicht zu Priesterinnen geweiht werden können, bleiben ungenau und schräg, die historische Entwicklung der patriarchalisch aufgebauten Kirchenhierarchie wird gerne ausgeblendet und die Tatsache, dass auch Frauen eine Berufung zur Priesterin in sich spüren, wird erfolgreich verdrängt, wenn nicht sogar völlig negiert.

Und doch es gibt sie. Und es sind nicht wenige.

Ein großes Missverständnis ist häufig, dass diese Forderung nach der Weihe von Frauen eine Lösung für die Beseitigung des derzeitigen Priestermangels sein soll. Doch ungeachtet, ob das stimmt oder nicht, darum geht es nicht in erster Linie. Es geht um die Gleichbehandlung von Männern und Frauen: In der Gesellschaft eine selbstverständliche Forderung, in der Theologie schon längst diskutiertes Thema, - in der Kirche leider nicht.

Die Kirche hat bis heute keine adäquate Antwort darauf, was passieren soll, wenn Frauen die gleiche untrügliche Berufung in sich spüren, von der etliche Bischöfe und Priester fest überzeugt sind, sie zu kennen, weil sie sie auch gespürt haben. Es wäre wirklich an der Zeit, Gottes Geist auch dort ernst - und die Berufung von Frauen und Priesterinnen wahr zu nehmen.

Außerdem geht es um die dringend nötige weibliche Seite in der Verkündigung und den Segenshandlungen der Katholischen Kirche.

Doch noch ein Missverständnis sei an der Stelle ausgeräumt. Es geht nicht darum, möglichst viele Frauen zu Klerikerinnen zu machen, sondern um mehr! Es geht um die gemeinsame Verantwortung aller Getauften für die Verkündigung der Frohen Botschaft. So wie es zum Beispiel bereits Beerdigungsleiter*innen, Wortgottesfeier-Leiter*innen (u.v.m.) gibt, so könnte es genauso ungeweihte Tauf- und Predigtbeauftragte geben. Kirche würde sich mehr an der Gemeinschaft der Jünger orientieren, anstatt an einem Auftrag an Petrus. Ein katholisch ökumenischer Gedanke.

Markus Galonska